Wenn Äpfel mit Birnen verglichen werden

(Foto von Gfdin Melanie)

….ergibt dies im KGV Döse Nord ein fruchtbares Gesprächsthema – passend zum Erntedankfest.

Das christlich geprägte Erntedankfest blickt auf eine lange Vorgeschichte zurück. Der Abschluss einer Ernte wird heutzutage regional unterschiedlich gefeiert. Es rollen herbstlich geschmückte Wagen mit Tamtam und Trara durch die Orte, Strohpuppen brennen auf den Feldern oder ein Altar wird mit Erntedankkrone und Erntegaben bestückt. Es gibt einen gemeinsamen Nenner: Sich daran zu erinnern, dass der Mensch auf die Erträge der Natur angewiesen ist.

Zur Umsetzung des Erntedankfestes gehören viele Überlegungen. Ausgehend von dem Motto „Planen – Dekorieren – Feiern“ wird kalkuliert, Gäste erhalten eine Einladung, die Anzahl der Anmeldungen wird verbucht, es folgt die Terminierung und der Personaleinsatz des Zeltaufbaus, die Ideengeber für die Tisch- und Innendekoration setzen ihre Intuition ein und last but not least – hat man für Heißgetränke überhaupt alle Tassen im Schrank.

Am 11.10.2024 leitet Gartenfreund Tobias den Zeltaufbau fachmännisch an. Zusammen mit sieben Freiwilligen sitzt jeder Handgriff. Nach Einhängen der Wände verspricht die errichtete Location der neue Treffpunkt für Amüsement zu sein.

Am 12.10.2024 wuseln, werkeln, wischen, ruckeln und rücken vierzehn fleißige Hände – damit Stühle und Tische einladend aufgestellt sind und die Dekoration für eine festliche Stimmung sorgt. Um 15:00 Uhr trudeln sie ein – Gartenfreunde und geladene Gäste. Einige mit mehr, andere mit weniger Zeit, aber trotzdem mit guter Laune im Gepäck. Zu den Besuchern gehören die Bürgermeisterin Silke Karallus, der Ratsherr Michael Stobbe, der freie Journalist Joachim Tonn sowie der Ratsherr Gunnar Wegener.

Gartenfreunde und Gäste erscheinen (Foto Gfdin Melanie)

Ein Blick auf das Backwerkbuffet lässt das Herz höher schlagen. Blech an Blech reihen sich die süßen Gaumenfreuden, ob Pflaumen- oder Apfelkuchen, Gebäck mit Streuseln, raffinierte Tartlets oder köstliche Kekse. Natürlich hausgemacht. Ein Spritzer Sahne als Topping rundet die feinen Backwaren optisch und geschmacklich ab.

Neben den kulinarischen Werten gehören Spiele zum Rahmenprogramm. Ausgelobte Preise bieten einen zusätzlichen Anreiz zur Beteiligung.

(Foto von Gfdin Rike)

Hochstapler bitte vortreten

Ziel bei der Kartoffelpyramide ist es, innerhalb von 30 Sekunden die vorhandenen Kartoffeln so hoch wie möglich zu stapeln. Der Kartoffel-Kohorte entspringt eine zündende Idee – Messer her, ein Scheibchen von jeder Knolle abschneiden und mit der Schnittfläche sauber bis unters Zeltdach stapeln. Ein pfiffiger Einfall, den die Spielekommission entschieden zurückweist. Das könne schließlich jeder.

Mit mehr oder weniger Geschick erleben die Erdäpfel mal ungeahnte Höhen, mal kullern sie trotzig auseinander. Im Anschluss findet mit Zollstock und Wasserwaage eine ordnungsgemäße Vermessung des Gesamtbauwerkes statt. Meistens gelingt dies, bevor die Pyramide in sich zusammenfällt.

Wie hoch wurde gestapelt? (Foto von Gfdin Melanie)

Zur Sache – Schätz(ch)en

Wie viele Kastanien befinden sich in der Kugelvase? Damit die richtige Anzahl nicht so ohne weiteres genannt werden kann, ist die Vase zusätzlich mit Laub, Stöckchen und Kastanienschalen gefüllt. Ein sorgfältiges abzählen und hochrechnen entfällt dadurch.

Für den jeweils zweiten Platz überreicht der 1. Vors. Thomas Meyer eine Flasche Sekt. Beim Kastanienraten erhält diesen Silke Karallus und beim Bau der Kartoffelpyramide beweist Gartenfreund Simon sein Geschick.

Eine Kiste mit einer bunten Auswahl an Obst und Gemüse als ersten Platz erhalten Gartenfreundin Nicole für ihre Stapel-Künste und Joachim Tonn für sein Rategeschick.

Einzig Michael Stobbe atmet vermutlich auf, dieses Mal nicht den zu den Siegern zu zählen. Beim Sommerfest im Juli staubte er mehrere Preise ab, sodass er von seiner Frau ein Teilnahmeverbot mit auf dem Weg bekommen hat. Dies vertraute er einigen Gartenfreunden hinter vorgehaltener Hand, aber mit einem Augenzwinkern, an.

Trotzdem bringt er eine Kleinigkeit mit nach Hause. Jeder geladene Gast erhält als Dankeschön ein Tütchen bestückt mit Honig von den fleißigen Vereinsbienen, selbstgemachten Eierlikör und Obst. Ein weiteres Highlight für Stobbe ist der niedliche Pinguin, den er für sein Enkelkind einheimst. Aus Oliven, Karotte und Mozzarella sorgfältig geformt bewahrt er das possierliche Tierchen vor dem Verzehr.

Die Speisung der 5000

Auf dem Hockerkocher steht ein hoher Kochtopf – dieser ist so groß, dass ein Elefant seinen Durst stillen könnte, wäre der Topf mit Wasser gefüllt. In dem Pott köchelt sachte literweise Erbsensuppe. Theoretisch ließen sich die Bewohner der angrenzenden Straße zusätzlich versorgen. Aber der Plan ist ein anderer: Suppe satt für Gartenfreunde und Gäste. Auch zum Mitnehmen, wer ein entsprechendes Gefäß parat hält.

(Foto von Gfdin Melanie)

Das simmernde Blubber-di-blubb des Eintopfes erfüllt einen weiteren Zweck. Auf dem Deckel thront ein Pülleken.

„Kennt ihr Bierwärmer? “ Gartenfreundin Karin schaut gespannt in die Runde. Köpfe werden geschüttelt, ratlos zucken die Schultern. Karin klärt auf. „Einen Bierwärmer gab es früher in den Wirtshäusern. Es war eine Art Metallstab, der ins Bier gestellt wurde, um die richtige Trinktemperatur zu erreichen.“

Bei diesem umfunktionierten Gerät erhitzt der aufsteigende Dampf den Deckel. Der wiederum soll die Wärme an die Flasche weiterleiten. Chefkoch Torsten nimmt die Bierflasche prüfend in die Hand. „Jo, es funktioniert“, konstatiert er und hält sie Karin hin. Sie tastet an der Sud-Flasche und ist anderer Meinung. Flugs hebt Torsten den Deckel an und will das Pülleken in der Suppe versenken. Lachend lehnt Karin ab, wünscht sich heimlich den Bierwärmer zurück und stillt ihren Durst, immerhin gehört das Essen pünktlich serviert.

Mit einer Schöpfkelle, mit der sich ein ausladender Futtertrog vermutlich mit drei Schlägen füllen ließe, wandert Omas Klassiker vom Topf ins Töpfchen. Mit einer kleineren Kelle ergießt sich eine herzhafte Portion in die Teller und die Gemeinschaft ist sich einig – es geht nichts über eine frisch zubereitete Erbsensuppe.

Chefkoch Torsten mit seinen fleißigen „Schnippeldamen“ (Foto von Gfdin Melanie)

Das Spiel mit dem Feuer

Die vor dem Zelt platzierten Feuerkörbe erwärmen Hände und Gemüter. Mit Einsetzen der Dunkelheit breitet sich ein Flair von Lagerfeuerromantik aus. Der Geruch von Holz und Rauch, der sich in der Kleidung festsetzt, verstärkt das entspannende Gefühl.

„Bei Feuer finden Menschen zusammen und kommen ins Gespräch“, äußert sich Silke Karrallus zu der heimeligen Atmosphäre. Gartenfreundin Erika ergänzt, dass sie es liebe, Feuer zu machen. Voller Elan legt sie ein Holzscheit nach dem anderen in die Körbe. Letztens habe sie für sich gegrillt und im Anschluss das muntere Spiel der Flammen genossen. Das Strahlen in ihren Augen mag vom Feuerschein herrühren, während sie einen prüfenden Blick in Richtung der kleinen Öfen wirft, ob Nachschub nötig ist.

Lagerfeuerromantik pur (Collage von Gfdin Karin)

Ein Leuchten in den Augen ist ebenfalls bei Gartenfreundin Irmtraud zu erkennen. Sie fragt wiederholt, ob sie das übrig gebliebene Einmachglas mit dem Klötenköm – egenmaakt- tatsächlich mit nach Hause nehmen darf. Zuvor wird eine größere Menge des Likörs zur Verkostung ausgeschenkt und findet regen Anklang.

Bis zum Ausklang vergehen weitere Stunden mit plaudern und witzeln, bis selbst die größte Portion Sitzfleisch aufgebraucht ist.

Es ließe sich vieles mehr erwähnen. Die wohlgemeinten Berührungen beim Vorbeigehen oder nebeneinander stehen. Der Austausch von intensivem Blickkontakt. Jemanden endlich persönlich kennenzulernen, statt über Dritte von der Person zu hören. Die unzähligen Hilfeleistungen, die das Erntedankfest zu dem gemacht haben, was Gartenfreunde und Gäste als „gelungenes Fest“ und „es war einfach nur wunderschön“ kommentieren.

Auf den Punkt gebracht:

Einer der stärksten Faktoren im (Vereins-) Leben ist das Füreinander.
Beim Erntedankfest sowie an jedem! einzelnen! Tag!

Melanie Seidel (Schriftführerin)

Vor dem Verzehr bewahrt (Foto Gfdin Melanie)

Hier sind Menschen mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, ausgestattet mit viel Humor, handfest, ehrlich und geradeaus.  Vielleicht ist es das hautnahe Erleben von Wachsen, Werden und Vergehen und die Dankbarkeit über den Erntesegen, was diese Menschen so erdet.
Dazu eine Top-Suppe nach bewährter Schifferart, kreative Spiele und sündhaft leckeres Backwerk. Danke!“

Kommentar von Joachim Tonn